Was ist wirklich wichtig?

Die neuste PISA-Studie zeigt: Schülerinnen und Schüler rechnen besser, als dass sie lesen. Insgesamt überflügeln nur 6 Länder die Schweiz, 73 Länder haben schlechter abgeschnitten. Ob diese Ergebnisse aussagekräftig sind, ist für mich sekundär. Viel wichtiger ist die Frage: Was benötigen denn unsere Lernenden für das Leben? Welche Fähigkeiten sind wichtig? Müssen sie in Zukunft rechnen? Lesen? Stehen soziale oder methodische Kompetenzen im Vordergrund? Welchen Teil des überfüllten Lehrplans lassen wir in Zukunft weg? Was ist wirklich wichtig?

Dieselbe Frage stellt sich unser Staat. Er hat zu viel Geld ausgegeben. Dem Bund droht ein Milliardenloch. Mittelfristig strapazieren unter anderem die AHV und das Militär das Budget, gleichzeitig gibt es Forderungen, um mehr Geld beispielsweise für die Landwirtschaft und dem Verkehr auszugeben. Steuern erhöhen, Schuldenbremse ignorieren oder Ausgaben kürzen. Das neue Parlament muss sich in den nächsten Wochen einigen. Doch auch unser Kanton und die Gemeinden müssen sich entscheiden: Was ist wirklich wichtig?

Auch wir stellen uns im Dezember diese Frage, denn Weihnachten steht vor der Tür. Für viele heisst das: Stress. Manche verzichten auf Geschenke, andere legen sich ins Zeug. Dann aber Geschenke mit Bedeutung zu finden, die weder zu gewöhnlich noch zu exotisch sind – schwierig. Die Familie besuchen oder selbst einladen, mit ihnen feiern, aber bitte keinen Streit vom Zaun brechen. Die Frage, ob man christliche Weihnachtslieder singen oder in die Kirche gehen soll. Vielleicht gehört man nicht dem Christentum an, die Kinder wünschen sich aber trotzdem Geschenke. Der Stress fängt doch dort an, wo die Besinnlichkeit aufhört. Gerade in dieser Zeit sollte man sich fragen: Was ist wirklich wichtig?

Apropos Stress. Täglich stehen wir vor der Herausforderung, zu entscheiden, wie wir unsere 24 Stunden nutzen und wie wir unser Geld ausgeben. Die Mittel Zeit und Geld müssen nach verschiedenen Kriterien verteilt werden: Haushalt, Essen, Schlafen, Ferien, Steuern, E-Mail-Verkehr, Rechnungen, Familienzeit, Gesundheit, Sport, Hygiene, Studium, Arbeit und Hobbys. Sie vermischen sich und lassen sich scheinbar trotzdem nicht mühelos in Einklang bringen. Alle haben Anforderungen und trotzdem werden die Tage noch immer kürzer. Jeden Tag treffen wir viele Entscheidungen: Was ist wirklich wichtig?

In diesem Sinne wünsche ich viele gute Entscheidungen und einen guten und stressfreien Jahresabschluss.

Standpunkt veröffentlicht am 15. Dezember 2023 im "Der Tössthaler"
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Viviane Kägi

Co-Präsidentin GLP Bezirk Winterthur